Eine magische Anziehungskraft üben seine Bilder aus. Als Wirkungsstätte
hat Walter Heckmann sich bewußt die Bankenstadt Frankfurt ausgesucht.
Ihre Hochhäuser und Straßenschluchten bieten ihm Schärfe
des Lichts, das enge Miteinander von Licht und Schatten, welches seine
Bilder benötigen. Mitten in der City, umgeben von ihrem pulsierenden
Leben, fühlt sich Heckmann am ehesten zu seinen stillen, bedeutungsvollen
Visionen inspiriert.
Er bedient sich der altmeisterlichen trompe l’oeil Technik,
die schon seit der Antike Künstler und Publikum begeistert. Die
perfekte Täuschung des Auges zieht den Betrachter unwillkürlich
an. Zwischen unzähligen feinen Firnisschichten sind die scheinbar
dreidimensionalen Bildgegenstände eingebunden. Neben der illusionistischen
Malweise bedient sich Heckmann einer eigenen Farbskala mit vorherrschend
ins Grünliche spielenden Nuancen. Die kühlen Töne mit
einem Stich ins Giftige schaffen Distanz - einen Abstand zwischen
Betrachter und Bild. Der Künstler hat damit die perfekte Illusion
auf ein Erscheinungsbild reduziert, von dem sich der Betrachter jederzeit
lösen kann.
Reglos verharren die Pflanzen in den weiten, von einem übermächtigen
Himmel beherrschten Landschaften, dessen Wolkenbänder kein Windhauch
vorantreibt. Selbst auffliegende Vögel scheinen eine Sekunde
lang anzuhalten.
Menschen spielen in diesen Arbeiten eine untergeordnete Rolle. Heckmann
läßt deren Existenz häufiger durch Attribute erfahren:
Strandgut, Werkzeug oder Schrottautos. Vergessenes oder Zufälliges
bestimmen auch die Stilleben, in denen Cola-Büchsen, Muscheln
oder Kürbisse zum Bildinhalt werden können. Dahinter steckt,
wie bei allem was Walter Heckmann macht, ein tieferer Sinn.
Seine Bilder sind nicht nur „schön“ gemalte Nebensächlichkeiten,
wollen keinem ansonsten häßlichen Gegenstand oder Platz
eine malerische Komponente abgewinnen. Er baut bewußt Räume
auf, die sich äußerlich durch ihre „eigene“
Farbigkeit von der realen Umgebung unterscheiden.
Die visionären Bildwelten heben sich von der schnöden Alltäglichkeit
ab, ohne den Bezug zur Realität zu verlieren. Unser Wohlstandsmüll
und die bedrohte Natur sind eine Symbiose eingegangen. Der Maler behandelt
beide gleich schön, wählt jedoch unterschiedliche Perspektiven,
um die Akzente entsprechend setzen zu können.
Humor und Ironie verpacken fast zärtlich die bitteren Wahrheiten
unserer Welt, servieren versteckt und scheibchenweise Kritik an uns
und unserem gegenwärtigen Verhalten. Diese sympathische Art macht
es eigentlich leicht, dem freundlich mahnenden, künstlerischen
Wegweiser zu folgen.
Ingrid Krupp M.A.