Presse: Übersicht

- Anklänge ans Archaische -

Mannheimer Morgen, 07.02.1966

 
Gouachen und Plastiken von Walter Heckmann in der Mannheimer Galerie Margarete Lauter
Von Anklängen ans Archaische, an frühe, anfängliche Formen, sprechen die Eisenplastiken des 37jährigen Walter Albert Heckmann, der eine Reihe seiner Arbeiten, assistiert gleichsam von einer Gouachen-Serie, bei Margarete Lauter in Mannheim zeigt. Heckmann, ein gebürtiger Freiburger, begann zunächst mit einer rein malerischen Ausbildung. Die Akademien Freiburg und München waren seine Stationen, bevor er sich - im Jahr 1953 - selbständig für die Bildhauerei entschied, um sich während rund zwölf Jahren zu einem beachtlichen Grad von Eigenwilligkeit, wenn man so will, auch zur Stilsicherheit vorzuarbeiten.

Heckmann selbst betrachtet seine wirkungsvollen, aus hauptsächlich strukturalen Effekten aufgebauten Gouachen sozusagen als Medien zur Formfindung. Die malerische Studie hilft ihm, Form – (und Farb-) Vorstellungen zu klären, sie ist also ein Schritt auf dem Wege zu einem anderen Ziel, der Plastik, ohne deshalb rein dienende Bedeutung zu haben. Im Gegenteil und darum wohl stehen Plastiken und Gouachen, gleichwertig ebeneinender - beide führen ein Eigenleben selbst wenn sich eine Wechselbeziehung nicht ausschließen lässt. Die modernen Kunststoff-Farben, deren Qualität sich nach dem Antrocknen nicht mehr verändert, die nicht mehr wasserlöslich sind, in der Tonalität beständig und dort, wo sie plastisch, reliefartig aufgetragen sind, ihren Oberflächencharakter nicht mehr verwandeln, diese Kunststoff-Farben sind Heckmanns ideales Arbeitsmaterial. Seine Gouachen sind - ähnlich den Arbeiten des Frankfurters Schreib - streng strukturiert, einmal mal fast an Maschinenteile erinnernd, dann wieder frei geformt, so dass sich für das Auge des Beschauers unzählige Möglichkeiten der Assoziation ergeben. Eine besondere Assoziation ergibt sich immer wieder, die der Maler und Plastiker selbst zögernd eingesteht - vielleicht deshalb, um der Phantasie nicht die Flügel zu binden: Helme lassen sich erkennen, Teile mittelalterlicher Rüstungen - ein Eindruck, der durch graublaue, schwarze und rostigbraune Valeurs noch betont wird.

Helme, zerborsten und schrundig geworden, dann wieder Gefäßformen, wie man sie aus anfänglichen Kulturen kennt, Tierfragmente schließlich suggerieren die (eigentlich abstrakt gedachten) Eisenplastiken. Heckmann modelliert zunächst die Form aus Kunststoff und lässt sie dann gießen: ein rein technischer Vorteil - der Kunststoff löst sich während des Gusses auf; nichts bleibt zurück. Die Gussform wird anschließend abgeschliffen, bis sie eine lebendig erscheinende Oberfläche hat, wie der Künstler es wünscht, sie wird – zum Teil durch Überbrennen getönt, um neben dem glänzenden Silberton schwarze und graue Farbwerte zu erhalten.

Man hat im Zusammenhang mit Heckmanns Plastiken von Symbolen und von Anspielungen aus dem politisch-militärischen Bereich gesprochen. Eine derartige Interpretation lenkt von der freien Form ab, um die es dem Bildhauer geht, und unterlegt dem einzelnen Stück einen Sinngehalt, der nicht eindeutig gewollt und herauslesbar ist.
Heckmanns Plastiken in ihrer bewusst archaischen Form und (man sollte es ruhig so nennen) dem eindeutigen Raffinement der Detail- und Gesamtbehandelung, sind anregend in ihrer Autonomie und provozierend, „weil ich keine Zugeständnisse mache“, wie der Künstler äußerte, „und die wuchernde Phantasie liebe“.

Margarethe Krieger