Presse: Übersicht

- Einzelgänger in der Welt der Kunst -

Walter Heckmann in Schwenningen / Sehenswerte Ausstellung skurriler Gegenstände
Schwarzwälder Bote, 21.11.1967

 

Im „Bärenfang“ im Schwenninger Ortsteil Rinelen stellt bis Ende Dezember der Freiburger Bildhauer Walter Heckmann, geboren 1929, Gussplastiken, Gouachen, Zeichnungen, Lithos und einige Ölstudien aus. Es mag auf den ersten Blick schwer erscheinen, diesen Künstler in eine vorgegebene Kategorie einzuordnen. Er ist nicht gegenstandslos, doch er zeigt auch nichts von unserer Dingwelt, ihn den Surrealisten zuzurechnen, wäre hingegen vollkommen verfehlt.

Vielleicht steht die bildnerische Aussage Walter Heckmanns tatsächlich isoliert da, vielleicht ist dieser Künstler ein Einzelgänger, der ohne Anlehnung schöpferisch tätig sein kann.
Die Plastik „Tschapka“ war schon in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden ausgestellt, von den „Tsamas“-Figuren sah man Beispiele in verschiedenen Galerien der Schweiz, in Frankfurt und in Villingen. Die Zeitschrift „Kunst“ beschäftigte sich mit Walter Heckmann, und Verbindungen nach Übersee sind geknüpft. Sollte es sich um einen Künstler handeln, der kurz vor seinem großen Durchbruch steht? Was macht er nun wirklich? Sind das Gnome, Ableger vom Blechtrommlerzwerg oder einfach nur Kürbisfiguren? Vielleicht handelt es sich um sich selbstzeugende Knollengewächse, die wuchernd Raum zur Ausbreitung suchen? Einen weit geöffneten Schlund zeigt eine der „plastischen“ Gouachen, eine andere weist auf das unter der Oberfläche schlafende und zugleich wachsende Pilzland hin. Handelt es sich um eine bislang ungeweckte Brutalität, die da im geheimen auf die Bloßstellung wartet, oder sind das alles nur skurril zu wertende Objekte?

Eine sehenswerte Ausstellung in, kunstungewohnter Umgebung.

 
- In fast diabolischer Kraft -

Plastiken von Walter Heckmann im „Bärenfang“ auf Rinelen
Schwarzwälder Bote, 30.11.1967
 
Schwenningen. Die Ausstellungsarbeit der „Kleinen Galerie“ geht zu Ende. Am Beginn aber steht die Galerie im „Bärenfang“ im Ortsteil Rinelen. Als zweite Ausstellung wurden Bilder und Plastiken des Freiburgers Walter Heckmann zusammengetragen. Wenn auch die Räumlichkeit gewisse Beschränkungen auferlegt, so kann man dennoch zu Recht von der starken Ausstrahlung dieser Ausstellung überrascht sein. Es kommt nicht auf die Hängefläche an sich an, einzig die Qualität des Gebotenen sollte in Dingen der Kunst zur Debatte stehen.

Mit Walter Heckmann jedenfalls war Hausherr Hubert Freund gut beraten, wenn es auch verwundern mag, dass ausgerechnet in Räumen, die für Plastiken keinen Raum bieten, Arbeiten eines Plastikers ausgestellt werden. Die Gusserzeugnisse treten dadurch naturgemäß auch in den Hintergrund. Nur einige Beispiele werden gezeigt: eine Tschapka-Plastik, ein Heckmann Tsamas, ein Beobachter, eine „Granate“ und ein Tsamas-,,Baby“.

Hingegen bieten die ausgestellten Gouachen einen ausgezeichneten Überblick über das Schaffen des Künstlers vom Jahre 1964 bis jetzt. Damals noch sparsam in Form und Gestus, heute vor Ideen überquellend, das scheint als notwendige Feststellung zur Entwicklung Heckmanns gesagt werden zu müssen. In fast diabolischer Kraft wachsen phosphorisierende Pilze aus schlummernden Tiefen empor. Der Künstler machte einen „Anschnitt“ und die „Knollen“ wachsen aus dem Bilde heraus, plastisch werden sie und raumgreifend. Recht interessant jedenfalls und bestimmt mehr als ein Gag.

Walter Heckmann ist kein Leisetreter in der Kunst unserer Tage. Fast hörbar macht er von sich reden und in der großen Ölarbeit mit den breiten roboterartigen Gestalten versteht Heckmann es sogar, auf die Angst unserer Zeit vor einer möglichen Zukunft hinzuweisen. Also sollte man ihn unter die prophetischen Künstler einreihen? Doch lebende Künstler definitiv einordnen zu wollen muss zu Fehlurteilen führen. Man sollte ihre Aussage zur Kenntnis nehmen.