„Alkmaar“
hat Walter Albert Heckmann einen Bilderzyklus betitelt. Alkmaar ist die
Stadt mit dem größten Käsemarkt in Holland. Heckmann hat
Humor. Welcher Künstler wagt es schon, seine Bilder mit Käse
in Zusammenhang zu bringen. Heckmann darf es, ohne befürchten zu
müssen, dass ihnen damit ein unangenehmer Geruch angehängt wird.
Aus dem Zyklus sind zwei Bilder ausgestellt, auf denen man Reihen von
gelben Kugeln sieht. Sie sind - mit immer denselben Elementen—leicht
und variiert und nehmen die Mitte der Bilder ein. Die Flächen darüber
und darunter korrespondieren mit Liniengefügen, die auf dem einen
Bild komprimierend, auf dem andern mehr extrahierend wirken.
Feinheiten,
kompositorische Spannungen sind dieser primitiven Inhaltsangabe natürlich
nicht zu entnehmen. Und vor allem nicht die Kraft der Erfindung, die
in den beiden und vielen andern Bildern von Heckmann steckt. Es sind
übrigens keine Gouachen im eigentlichen Sinn. Heckmann gebraucht
bestimmte Kunststoff-Farben, die er vielfach mit starker Reliefwirkung
aufträgt. Man darf mit dem Finger darüber fahren, die taktilen
Reize sollen sich mitteilen.
Vieles scheint bei modernen Künstlern rätselhafter, als es
ist. Dabei geht ihr Empfinden fast immer von denselben Motiven aus,
die auch andere Leute bewegen. Von Gewächsen zum Beispiel. „Ich
bin in einer Gärtnerei aufgewachsen“, sagte mir Heckmann
bei meinen mäeutischen Bemühungen, hinter seine Motivationen
zu kommen. Das war ein klärendes Wort. Überall sieht man Organisches,
Wachsendes, Wucherndes, aber eben nicht in natura, abbildlich, sondern
umgeschmolzen in eigenwillige Formvorstellungen, die dazu dienen, Malflächen
spannungsreich und farbig dezent zu füllen. Der weithin abstrahierte
Gegenstand, soweit überhaupt erkennbar, hat im stark rhythmisierten
Feld nur dienende Funktion. Fließende Bewegung sichtbar zu machen,
ist ein Spezifikum der Heckmannschen Kunst.
Siegfried Bröse, der Präsident des Kunstvereins Freiburg,
hatte recht, wenn er in seinem philosophisch fundierten, mit Heideggerschen
Termini operierenden Einführungsvortrag die Identität vom
Plastischen und Malwerk bei Heckmann konstatierte. Die kleinen und großen
Plastiken in der Farbe angelaufenen Silbers transponieren Organisches
und phantasievolle manchmal phantastische Ausformungen. Ihre Reize hängen
weithin mit dem Formungsprozess zusammen. Heckmann benützt einen
Kunststoff, der mit erwärmten Metall, etwa einem Bügeleisen,
leicht modellierbar ist. Noch beim Guss mit einer Silumin-Legierung
ist die Endform steuerbar. Wie bei vielen modernen Künstlern liefert
der Arbeitsprozess selbst entscheidende Impulse für das Produkt.
Die meisten Raumkörper Heckmanns lassen sich aus der fruchtbaren
Kugelgestalt ableiten. Zuweilen stehen sie auf dünnen, wurzelhaften
Beinen. Im geschlossenen Raum können sie sich nicht recht entfalten.
Sie drängen ins Freie, auf Rasen, vor Gebüsch, ins wechselnde
Wetter, wo auch Sonne und Regen an der griffig strukturierten Oberfläche
herumtasten können.
Einiges zur Diskussion zwischen den vielen Eröffnungsgästen,
darunter General Richter, trug am Donnerstagabend in der galerie ammergasse
Nr.1 ein Tonfilm bei, der Formhaftes und klangliches mit elektronischer
Musik auf gegenseitige Interpretation ansetzte. |