Presse: Übersicht

- Warten auf den Psychiater -

Galerie im Griechenbeisl: Walter A. Heckmann
Express, Wien, 13.11.1968

 

Walter A. Heckmann aus Freiburg im Breisgau zeigt in der Galerie im Griechenbeisl zehn Zeichnungen und neunzehn Plastiken, alle in Metallguss und in der gleichen Technik. Das Material beim Metallguss ist eine kupferfreie Aluminiumlegierung, die wie patiniertes Silber aussieht und sich durch das geringe Gewicht auszeichnet. Bei diesen Plastiken lässt sich nicht feststellen, was Absicht und Zufall ist.
Absicht wird der Gedanke sein, zu diesem oder jenem Resultat zu kommen, Zufall werden Details sein, die durch die physikalische Behandlung entstehen. Diese Details, wie sie an der Oberfläche und durch Riss- oder Sprengstellen bei irgendeinem raschen Abkühlungsverfahren entstanden sind, bilden den Reiz der Arbeiten.Die künstlerische Absicht fällt dagegen ab.
Wäre es umgekehrt, es wäre besser. Es sind Gebilde und Formationen, von denen man denken könnte, Marsmenschen hätten sie bei uns vergessen. Der Eindruck ist düster, unheimlich, ausgebrannt, seelenlos. Wenn der Künstler damit Freude hat - der Betrachter wird eine solche Empfindung nicht verspüren, ausgenommen seine Psyche ist vollkommen stumpf oder angeknackt und wartet auf den Psychiater.
Dennoch wäre es verfehlt, in Heckmann keinen Künstler sehen zu wollen. Aber verliebt in sein Ich, sein Tun und in alles, was Ich und Tun hervorbringen, ist er blind geworden wie die Zeit, die den Blinden dem Sehenden vorzieht. Die Zeichnungen stellen uns einen Menschen vor, der in der Maschine und ihrer Tätigkeit etwas sieht, das lebendig ist und dem erschaffen Lebendigen kaum nachsteht, ihm jedoch, was die Faszination betrifft, überlegen ist.

Franz Tassie