- Unbekanntes von einem guten Bekannten -

Plastiken von Walter A. Heckmann in der Galerie Toni Brechbühl
Grenchner Tagblatt, 15.04.1969

 
Der Deutsche Heckmann zählt zu jenem Kreis von Künstlern, deren Arbeiten seit vielen Jahren immer wieder in der Galerie Brechbühl gezeigt werden. Das Wachsen, Fortschreiten, Sich-verändern, Reiferwerden im Schaffen eines Künstlers über einen größeren Zeitraum hinweg zu verfolgen ist ja eines der faszinierendsten Erlebnisse für einen Kunstfreund und gleichzeitig die einzige Möglichkeit, über die wahre Bedeutung eines Künstlers Aufschlüsse zu erhalten.

Walter A. Heckmanns Plastiken, Zeichnungen und Guachen wurden zweimal in Einzelausstellungen bei Brechbühl gezeigt und dazu sah man in den Weihnachtsausstellungen und bei anderen Gelegenheiten Einzelstücke. Dass der Besucher der gegenwärtigen Schau einigermaßen überrascht den neuen Werken Heckmanns gegenübersteht, liegt daran, dass die letzte Einzelausstellung des in Freiburg i.Br. lebenden Künstlers immerhin vier Jahre zurückliegt. Heckmanns Entwicklung ist in dieser Zeit keineswegs stehengeblieben, sondern dynamisch weitergegangen.

Die Ausstellung zeigt dies dem aufmerksamen Betrachter deutlich: Die größte Plastik (82 cm hoch) ist gleichzeitig die älteste - ein pilzförmiges, reich strukturiertes Gebilde mit einer Öffnung am Stielfuß. Die von Heckmann bevorzugte Rundform ist auch hier das beherrschende Element, wird jedoch noch deutlicher in zwei kleineren Plastiken, die eine weitere Werkstufe markieren. Hier verändert sich die Rundform zur leicht deformierten Kugel, die auch nicht mehr wie vorher mit dem Unterbau verwachsen ist, sondern in ihm nur mehr eine Stütze, einen Träger hat, in seinen letzten Werken geht Heckmann noch einen Schritt weiter: Die Kugel wird losgelöst, selbständig, und «in Bewegung» gebracht. Weil Heckmanns Plastiken grundsätzlich statisch sind, suchte er einen Basisträger und fand ihn in Zylinder-Formen (ähnlich auseinandergesägten Baumstämmen). In dieser Basis bewegen sich die Kugeln, das heißt sie durchdringen von innen oder außen her die «Rinde». Manchmal lässt Heckmann in den Zylindern auch nur die Spuren der Kugeln zurück, manchmal platziert er die Kugeln auf den oberen Schnittflächen der Zylinder oder reiht sie seitwärts auf.

So lässt sich also sagen, dass Heckmanns neue Plastiken den vorläufigen Schlusspunkt an ein Werk setzen, das in sich gefestigt ist und eine absolut logische Entwicklungstendenz aufweist. Die neuen Plastiken sind kraftvoller, akzentuierter als frühere Werke, die Strukturen der Oberflächen wirken nicht mehr so «aufgesetzt» wie früher und ergeben sich zwangsläufig aus den Werkstoffen, zu denen auch noch einiges kurz gesagt sei: Heckmann schafft ausschließlich mit einem Plastikmaterial (Sagex) das er zu einer «verlorenen» Form verwendet, das heißt: beim Guss mit Leichtmetall verbrennt die Form. Heckmanns Plastiken sind daher alle Einzelstücke, ein Nachguss ist nicht möglich.

Die in der Brechbühl-Ausstellung gleichfalls gezeigten Zeichnungen und Gouachen ergänzen das plastische Werk trefflich - man spürt, dass Heckmanns Arbeit nicht von zufälligen Einflüssen und Eindrücken diktiert wird, sondern Ausdruck reifer Künstlerschaft ist.
Lg