Presse: Übersicht

- Bilder im Bild -

W. A. Heckmann stellt in der Club-Galerie Schwetzingen

Rhein Neckar Zeitung, 07.05.1975

 

Das ehemalige Kino in der Schwetzinger Friedrichsstraße 4a eignet sich als Galerie ebenso überzeugend wie als Diskothek. Doch selbst wer letztere nicht mag, sollte sich die derzeitige Ausstellung in der „Club-Galerie“ ansehen: Es ist die zweifellos interessanteste des bisherigen Programms, das künstlerisch von Gernot Rudolf betreut wird.

Ausgestellt sind Bilder - Acryl und Gouachen - von W. A. Heckmann. Der gebürtige Freiburger (1929), der heute in Frankfurt lebt, ist kein ganz Unbekannter mehr. Sein stattliches Ausstellungsverzeichnis umfasst so renommierte Häuser wie den Kunstverein Freiburg, die Galerie Brechbühl in Grenchen/Ch, die Galerie Lauter, Mannheim, die Galerie Regio in Freiburg.

Heckmann malt Landschaften - auf eine überaus realistische, unterkühlte Weise, die sicher inspiriert ist von der Darstellungsweise der Gruppe Zebra, ja, die in der unpersönlichen Akribie der Wiedergabe aller Details in die Nähe der Fotorealisten gerät. Wie bei diesen kann Realität, jeder atmosphärischen Verbindlichkeit entkleidet, unversehens ins Surreale umschlagen. Beide Eindrücke werden noch verstärkt, wenn man beobachtet, wie Heckmann mit der Realität des Bildes umgeht. Er malt nämlich, um eine Definition von Harald Szeemann abzuwandeln, das Bild als Bild ins Bild hinein. Das heißt: Was er malt, beansprucht keine andere Realitätsverbindlichkeit als die des Bildes. Die Illusion wird durchbrochen wie beim modernen Theater, wenn der Zuschauer von der Bühne herab angesprochen wird oder der Schauspieler sein Spiel als solches kommentiert. Ähnliches gibt es bekanntlich auch bei den Fotorealisten, etwa, wenn Kanowitz ein Interieur darstellt, in dem ein Foto an die Wand gepinnt oder ein Dia an diese projiziert wird. Natürlich ist der Trick mit dem Bild im Bild letztlich viel älter.

Bei Heckmann nun gibt es interessante Korrespondenzen zwischen dem Bild im Bild und dessen Inhalt. Man denkt an Margritte, wenn etwa ein (gemalter) Knick im (gemalten) Papier einem (gemalten) Graben im (gemalten) Bild auf dem (gemalten) Papier entspricht. Geistvolle Spielereien mit Realitäts - Schichten? Gewiss, doch darüber hinaus ein Reflektieren über Realität, Realitätserkenntnis und Realitätswiedergabe überhaupt. Ich habe vor diesen Bildern, anders als bei Margritte - oder den Fotorealisten, etwas empfunden, was mich an Platos Höhlengleichnis erinnert hat: Da wird dargestellt, wie man in einer Welt befangen sein kann, hoffnungslos und unentrinnbar, in einer Welt, die vielleicht doch nichts anderes ist als ein Bild voller Illusionen, das irgendwo angepinnt ist. Wie die Realität beschaffen ist, in die hinein Heckmann seine Bilder hängt, vermag er auch nicht zu sagen: Der Betrachter sieht von ihr zumeist nur einen schmalen, kaum definierbaren Rand, der weder mit der Welt der (im Bild) gemalten Bilder, noch mit dem Raum, in dem der Betrachter steht, identisch ist.

Hans Gercke