Das
ehemalige Kino in der Schwetzinger Friedrichsstraße 4a eignet
sich als Galerie ebenso überzeugend wie als Diskothek. Doch selbst
wer letztere nicht mag, sollte sich die derzeitige Ausstellung in der
„Club-Galerie“ ansehen: Es ist die zweifellos interessanteste
des bisherigen Programms, das künstlerisch von Gernot Rudolf betreut
wird.
Ausgestellt sind Bilder - Acryl und Gouachen - von W.
A. Heckmann. Der gebürtige Freiburger (1929), der heute in Frankfurt
lebt, ist kein ganz Unbekannter mehr. Sein stattliches Ausstellungsverzeichnis
umfasst so renommierte Häuser wie den Kunstverein Freiburg, die
Galerie Brechbühl in Grenchen/Ch, die Galerie Lauter, Mannheim,
die Galerie Regio in Freiburg.
Heckmann malt Landschaften - auf eine überaus realistische, unterkühlte
Weise, die sicher inspiriert ist von der Darstellungsweise der Gruppe
Zebra, ja, die in der unpersönlichen Akribie der Wiedergabe aller
Details in die Nähe der Fotorealisten gerät. Wie bei diesen
kann Realität, jeder atmosphärischen Verbindlichkeit entkleidet,
unversehens ins Surreale umschlagen. Beide Eindrücke werden noch
verstärkt, wenn man beobachtet, wie Heckmann mit der Realität
des Bildes umgeht. Er malt nämlich, um eine Definition von Harald
Szeemann abzuwandeln, das Bild als Bild ins Bild hinein. Das heißt:
Was er malt, beansprucht keine andere Realitätsverbindlichkeit
als die des Bildes. Die Illusion wird durchbrochen wie beim modernen
Theater, wenn der Zuschauer von der Bühne herab angesprochen wird
oder der Schauspieler sein Spiel als solches kommentiert. Ähnliches
gibt es bekanntlich auch bei den Fotorealisten, etwa, wenn Kanowitz
ein Interieur darstellt, in dem ein Foto an die Wand gepinnt oder ein
Dia an diese projiziert wird. Natürlich ist der Trick mit dem Bild
im Bild letztlich viel älter.
Bei Heckmann nun gibt es interessante Korrespondenzen zwischen dem Bild
im Bild und dessen Inhalt. Man denkt an Margritte, wenn etwa ein (gemalter)
Knick im (gemalten) Papier einem (gemalten) Graben im (gemalten) Bild
auf dem (gemalten) Papier entspricht. Geistvolle Spielereien mit Realitäts
- Schichten? Gewiss, doch darüber hinaus ein Reflektieren über
Realität, Realitätserkenntnis und Realitätswiedergabe
überhaupt. Ich habe vor diesen Bildern, anders als bei Margritte
- oder den Fotorealisten, etwas empfunden, was mich an Platos Höhlengleichnis
erinnert hat: Da wird dargestellt, wie man in einer Welt befangen sein
kann, hoffnungslos und unentrinnbar, in einer Welt, die vielleicht doch
nichts anderes ist als ein Bild voller Illusionen, das irgendwo angepinnt
ist. Wie die Realität beschaffen ist, in die hinein Heckmann seine
Bilder hängt, vermag er auch nicht zu sagen: Der Betrachter sieht
von ihr zumeist nur einen schmalen, kaum definierbaren Rand, der weder
mit der Welt der (im Bild) gemalten Bilder, noch mit dem Raum, in dem
der Betrachter steht, identisch ist.
Hans Gercke |