Presse: Übersicht

Geoffrey de Groen
Visionäre Landschaften

Canberra Times, 17. Juli 1975
Walter A. Heckmann, Gouachen.
Goethe Institute (Deutsches Kultur-Zentrum)
Lombard House, 40 Allera Street, Canberra, Australia

 

Walter Heckmanns Landschaften sind jene eines Sehers, uneins mit sich selbst und der Umwelt, Erlösung suchend vom Schmerz des 20. Jahrhunderts. Es ist eine bittere jedoch wunderschöne Vision. Überwältigende Himmel werden einem kahlen und baumlosen Land gegenübergestellt, verunziert mit Gehäusen von Autos und verstreuten Reifen. Hier und da weißfleckige Felsen erinnern einen an den Ruin der Erde, während der Mond am Horizont tot und fremd ist.

Heckmanns Himmel sind einige der am genauesten beobachteten, die ich jemals sah. Dies ist begründet in der Tradition der deutschen Landschaftsmalerei.

Zwei Meister des 19. Jahrhunderts, Caspar David Friedrich und Wilhelm von Kobell füllten ihre Gemälde mit Himmel und ordneten die Figur völlig unter.

Friedrich wird allmählich verspätet im Ausland bekannt und ist etwas wie eine Kultfigur in England. Kobell ist außerhalb Deutschlands unbekannt.

Heckmann, obwohl er innerhalb dieser Tradition arbeitet, ist unverkennbar eine Figur dem 20. Jahrhunderts. Seine Bilder gehen über die Realität hinaus. In diesem Sinne sind sie wirklich sur-real. Aber es sind keine Träume. Ich vermute, dass dies so ist, weil Heckmann ein Sklave des weiten Raumes und der Perspektive ist.

Perspektivische Malerei impliziert einen Standpunkt, von welchem die ganze Szene gesehen wird. Malen seit Manet war unperspektivisch und ist vorstellbar als gegensätzlich zur Proszenium-Bogen-Bühnenart des Raumes, wo es gute Sitze und schlechte Sitze gab. Heckmanns Bilder haben einen festen Himmel. Dies vermeidet einen sich bewegenden Brennpunkt, der den Raum schließt, durch den man wandern will.

In diesem Sinne sind Heckmanns Bilder wie Einzelaufnahmen eines unmöglichen Filmes und wir sind Zeuge zu jedem Ausschnitt. Es ist, als ob der Projektor in einem Moment unerklärlicher Bedeutung stehengeblieben ist. Heckmann bindet unseren Blick auf die gemalte Oberfläche, und mit einer verwirrenden Serie genau gemalter Pinselstriche hält er das Auge und den Geist gefangen.

Heckmanns Welt ist nahezu leblos; jedenfalls absolut ruhig. Kein Wind stört die Wolken, kein Kräuseln bricht die Stille der Reflexion des Sees unterhalb der Berge.

Am Ufer kauern überlebende. Sie sehen aus, als ob sie in derselben Position für einige Zeit verharrt haben, ohne Nahrung oder Wasser oder irgendwelche Unterbrechung. Ob eine Katastrophe stattgefunden hat oder im Anzug ist, spielt keine Rolle. Das Gefühl des Unterganges ist total, aber schön.

Ich sage schön, weil Heckmanns Visionen so entfernt und idyllisch sind, dass es einen distanzierten und entfremdenden Effekt ergibt. Es sind Illustrationen von Ideen, die der Künstler über Schicksal und die Menschheit hat.

Wir sind so losgelöst von den Szenen, die er malt, dass wir uns von Heckmanns eigener Realität und Vision hypnotisieren lassen. Für eine kurze Weile sind wir Opfer seiner Vision, so total ist die Überzeugung.

Aber damit man erinnert wird, dass es Kunst ist, auf was wir blicken, malt Heckmann Risse und Falten, Reißzwecken und Heftklammern, den Rand des perforierten Bogens - irgendetwas, um uns in die Realität der Kunst zurückzuschocken, und dass alles nur eine Illusion ist.

Vielleicht will uns der Künstler bedeuten, dass dies Überbleibsel einer verlorenen Welt sind, wiederentdeckt nach einer größeren Zeitspanne. Einmal entdeckt, beweisen sie Heckmanns imaginären Verlust.

Es ist eine der wenigen echten Ausstellungen surrealistischen Gedankengutes, die seit langer Zeit gesehen werden kann.