Presse: Übersicht
- Schöne Bilder mit störenden Effekten -

Bonner General Anzeiger, 21.11.1977
 
Walter Heckmann (47), er wohnt bei Montabaur, hat sein Werk bisher in 53 Einzelausstellungen gezeigt: In der Schweiz und in Schweden, in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg, in Kanada und in Australien, in Berlin und vielen Städten der Bundesrepublik - nur in Köln noch nicht. Seine Bilder in Acryl und Gouache sind nun bis Mitte Februar im Kölner Kunstkabinett an der Tunisstraße zu sehen.

Der Künstler scheint den Betrachter zunächst zur Kontemplation einzuladen, um ihn dann zu irritieren. Kein Caspar David Friedrich also, obwohl Heckmann sich dessen genauen naturalistischen Stils bedient und die Blicke in den „Landschaftsbildern“ in die Ferne lenkt; Auch die Palette regt zu Vergleichen an.

Aber Heckmann ist Kind des 20. Jahrhunderts. Und so taucht hier ein Autofriedhof auf („Die amerikanische Erbschaft“), dort stürzt ein Flugzeug in die stille Landschaft ab oder ruht ein riesenhafter Kürbis in einer von Trichtern durchlöcherten Ebene.
Alle diese Merkwürdigkeiten sind naturgetreu und schön gemalt, und man könnte sich der lautlosen Illusion passiv hingeben, wären da nicht die „Störeffekte“. Nägel und Löcher beschädigen das Papier, Risse den Malgrund, und das eigentliche Bild ist auf eine darunter liegende Leinwand, aufgeheftet. Das alles ist freilich illusionistisch sauber dargestellt. So darf sich der Betrachter nicht der Kontemplation hingeben, sich nicht romantisch vergessen, sondern sein Gegenüber als Bildrealität wahrnehmen - und sinnieren.

geo