Im Akzisehaus eröffnete Dr. Manfred Meinz eine Ausstellung des
Freiburger Malers Walter Heckmann mit Hinweisen auf ein Werk, in dem
es „hinter dem Eindruck glatter, makelloser Schönheit um
Angst und Gefährdung des Menschen geht“.
Heckmann, 1929 in Freiburg, geboren, lebt im Westerwald und tritt seit
1963 in regelmäßiger Folge durch Einzelausstellungen in.
Kunstvereinen, Galerien und Museen von Freiburg bis Helsingborg, von
Montreux bis Melbourne hervor. Die dreißig in Osnabrück ausgestellten
Ölbilder weisen ihn als Neo-Surrealisten aus. Wie die Surrealisten,
deren Richtung eine Reaktion auf die Sinnlosigkeit des ersten Weltkrieges
war, verarbeitet er „literarische“; Impulse aus der Gedankenarbeit
von Nicht-Malern zu Signalen der Mahnung an eine von Verödung durch
Technisierung bedrohte Welt.
Weite
Ebenen, südliche Landschaften, ferne Horizonte, leer wie Bühnen,
werden mit Chiffren versetzt, die den Bildzusammenhang aufheben, durchbrechen,
in Frage stellen. Nicht selten inszeniert Heckmann seine Arbeiten als
Bild im Bild.
Da klebt ein lockendes Touristenplakat über einer Smog-Industrielandschaft.
Da wird ein Autofriedhof zur Wüste. Da verläuft eine Menschenspur
richtungslos im Sand. Ein Flugzeugabsturz (Verbeugung vor Radziwill)
bedroht einen in Panik davonrennenden Mann. In fünfzehn kleinen
Bildausschnitten eines „Diariums“ werden Vereinsamung und
Verfall beschworen. Ein kaputter Keller unter einer Traumlandschaft
weist etwas vordergründig auf. „Untergründiges“
hin. In einem sarkastischen Straßenerlebnisbild schmilzt eine
Fahrt zu einem Film der Verkehrszeichen zusammen. Und „Dr. Müllers
Erinnerung an Agadir“ ist nichts weiter als ein fades Sex-Erlebnis.
Hilfreiche Zuwendung zum Nächsten, konstatiert Heckmann in einem
anderen Bild, ist „die Sache“ des Menschen „nicht“.
In vollem Saft stehen in dieser Bilderwelt nur überdimensionale
Kürbisse und Melonen; auch sie aber sind von Schmeißfliegen
bedroht.
Das ist - immer - gut gemalt und gut gemeint. Das trifft - oft - den
Nerv und die bedenklichen Realitäten der Zeit. Hinter der kühl
wirkenden Oberfläche steckt aggressive Melancholie. Sie äußert
sich nicht zuletzt in Bildtiteln, die kritische Absichten sarkastisch
fixieren.
Ungemütlich, aber sehenswert!
M. B. |