Besprechungen
Walter Heckmann: Bilder und Skizzen

rombach aktuell, Freiburg, Oktober, 1979 Titel -Nr.: 108
 
Zum 1. Oktober erscheint im Rombach Verlag ein Kunstband über den Maler Walter Heckmann. Der 1929 in Freiburg geborene und heute in Frankfurt lebende Künstler ist schon seit den 60er Jahren durch die Teilnahme an Kunstausstellungen und viele Einzelausstellungen international bekannt. Basel, Zürich, Ottawa, Berlin, Stuttgart, Montreux, Canberra, Melbourne und Brüssel sind nur einige der Städte, in denen Walter-Heckmann-Ausstellungen stattfanden.

Der Kunstband, der in einer Auflagenhöhe von 1500 nummerierten Exemplaren erscheint, umfasst 72 Seiten. Ein einführender Text von Günther Wirth, der vollständig auf Deutsch, Französisch und Englisch erscheint, stellt Heckmanns Werk in seinen kunsthistorischen Rahmen und gibt eine mögliche Interpretation seiner künstlerischen Grundidee. Der Band vermittelt auf 15 farbigen und 36 schwarzweißen Abbildungen einen Überblick über Heckmanns Schaffen.

Ein immer wiederkehrendes Thema dieser Bilder ist Landschaft, und zwar die vom Menschen geprägte, das heißt in den meisten Fällen verunstaltete Landschaft, in der jedoch wiederum die Zivilisationsprodukte dem Verfall anheimgefallen sind, ganz verloren, sinnlos in der Gegend stehend. Ganz besonders fasziniert den Maler die Gestaltung des Raums, mit der er die Bildinhalte akzentuiert. So schreibt Günther Wirth im Vorwort: „Als Maler des Raumes“ muss er in erster Linie verstanden werden. Doch bleibt dieser Raum, wenn er nicht gänzlich durch Dinge, die sich als Fundstücke klassifizieren lassen, verstellt wird, immer Landschaftsraum. Ein aperspektivischer Bild-Raum im Sinne der klassischen abstrakten Malerei existiert bei diesem Künstler ebenso wenig wie ein Farbraum der Hard-Edge-Maler. Die Anwendung der Perspektive bleibt im Zumessen, in der Begrenzung und in der Ausdehnung des Raumes wichtig. Zur Artikulation des Raumes zieht Walter Heckmann die verschiedensten Dinge und auch den Menschen heran. Er selbst hat es so formuliert: „Menschen und Dinge in diesen Räumen haben lediglich Hinweischarakter auf Weite, Tiefe fordern auf zum Begehen dieser Räume.“ Die Artikulation des Raumes, wird so ernst genommen, das es zu einem Stilmittel wird, welches. jede Art von Illustration ausschaltet. Dadurch wächst diesen den Raum artikulierenden Dingen und Figuren, ja dem Spurenhaften der Fußabdrücke eine Zeichenhaftigkeit zu, die das Bild semantisch besetzt. Die Überführung der Raumartikulationen in Zeichen und Signale weist den Bildraum des Künstlers als zeitgenössischen Umraum aus. Deshalb meint die Arbeit Walter Heckmanns die Gegenwart, aber auch das Erinnerte und das zu Hoffende, und sie wendet sich unmittelbar an die Zeitgenossen.

Am Thema Landschaftsraum stellt der Maler sein Weltverständnis und seine Haltung zum Zustand der Welt dar, wie etwa Francis Bacon am Thema Schrei den Menschen in seiner zeitgenössischen Existenz. Dies ist kein Vergleich, sondern ein beliebiges Beispiel für Themenstellungen in der Kunst durch die Maler selbst. Die Frage ist, wo für sie die Identifikationsmöglichkeiten liegen.“

Die Auswahl der Skizzen und Bilder in dem vorliegenden Band verdeutlichen diese Interpretation.