Presse: Übersicht
- Verwirrend vermischte Wirklichkeitsebenen -

Zu einer Ausstellung von Walter Heckmann in der Mannheimer Büchergilde Gutenberg
Mannheimer Morgen, 22.10.1979
 

Der in Frankfurt lebende Künstler Walter Heckmann stellt gegenwärtig zum dritten Male in Mannheim aus. Nach Ausstellungen in der Galerie Lauter, wo in den Jahren 1966 und 1970 Plastiken von ihm zu sehen waren, sind nun im Künstlerkeller der Mannheimer Büchergilde Gutenberg Bilder und Grafiken Heckmanns exponiert.

Um es vorwegzunehmen: Der Betrachter stößt auf ebenso anziehende wie rätselhafte Werke. Da vereinigen sich Surrealität und Realität in Form von wüstenähnlichen Landschaftsbildern mit perspektivischer Tiefe, die zu erforschen durch optische Hindernisse im Vordergrund erschwert wird. Kürbisse sind das mitunter, oder gebratene Spiegeleier, die über Kanten rissiger Stufen herunterlappen. Und immer wieder Münzen, Geldscheine, Muscheln und Knöpfe, staunenswerte Stilleben, in traumartige Landschaften projiziert.

Heckmanns Bilder bleiben geheimnisvoll, sie lassen nur subjektive Einschätzungen zu. Allenfalls durch die eingebauten realen Gegenstände kann man Zusammenhänge ahnen, etwa Furcht vor nicht enden wollenden räumlichen Ausdehnungen, aber genauso gut auch der Hinweis auf das Zerstörerische der Zivilisation. Es bleibt dem Betrachter überlassen, Heckmanns Bilder zu interpretieren. Relativ einfach scheint dies noch bei dem Werk „Marokkanisches Frühstück“. Da flieht ein Mensch von einer Art Picknick in der Wüste nach dem Schutz einer fernen Bergkette, weil am Himmel zwei Düsenjäger auftauchen. Doch auch diese „Bildgeschichte“ ist nur vordergründig logisch, denn der „Picknick“-Platz besteht wiederum aus einem rätselhaften Stilleben von verstreuten Münzen, Radieschen, Paprikaschoten und dem fast obligatorischen Kürbis. Nahezu apokalyptisch muten andere Bilder an, die Überreste eines Schienenstrangs oder ein Autowrack, ebenfalls in der Wüste, zeigen.

Doch kaum eines der Werke ist wirklich düster oder trostlos. Dafür sorgen die warmen, leuchtenden Farben, mit denen der Künstler nicht gespart hat. Da strahlt der Himmel in schönstem Blau, dort locken reife Früchte, naturgetreu gemalt mit einer krabbelnden Wespe drauf. Aber immer sind das Teile verschiedener Wirklichkeitsebenen, auf verwirrende Weise miteinander vermischt. Es ist ein Prinzip Heckmanns, die reale Wirklichkeit mit der reproduzierten zu verbinden. Fisch, Fahrrad und Fotografien sind zum Beispiel Inhalt einer Komposition mit dem „erklärenden“ Hinweis: „A woman without a man is like a fish without a bicycle“.

Günther Becker