Presse: Übersicht
- Probleme deutlich gemacht -

Der Freiburger Walter Heckmann stellt jetzt seine Landschaftsmalereien und Grafiken in der Bad Nauheimer Galerie „isi“ aus
Frankfurter Rundschau, 28.05.1980

 

Problemlos wird wohl kaum jemand die Werke des gebürtigen Freiburgers Walter Heckmann nennen, der indes in der Bankenn - und Börsenstadt Frankfurt sein Domizil aufgeschlagen hat. Was der 51 jährige derzeit in der Galerie ,,isi“ offeriert, ist eine visualisierte Weltanschauung von hoher Aktualität. Landschaftsmalerei ist ebenso wie Grafik zu sehen, voll eindringlicher Mahnung. Denn in eigentlich fast allen Werken Heckmanns zeigt slch unsere Existenz bedroht oder gar bereits zerstört. Zumindest aber ist die Landschaft, unsere Umgebung, verplant.
Heckmann, der zu den Vertretern der sogenannten „Neuen Landschaft“ zählt, sagt selbst: Menschen und Dinge in diesen Räumen haben lediglich Hinweischarakter auf Weite, Tiefe, fordern auf zum Begehen der Räume.

Was ist zusehen? Da endet eine Straße unversehens inmitten der Landschaft. Eine Antwort auf das „warum“ wird nicht erteilt. Anderswo ist ein Strand zu sehen, voll toter Fische, leerer Muscheln. Assoziationen gibt es zuhauf. Ja, der Künstler signalisiert seine Landschaften häufig durch gewisse Spurensicherungen, so zum Beispiel Autowracks in der Wüste, vergammelte Reifen, von Menschen zurückgelassen. Und: Relikte des totalen Zerfalls. Signum auch der Wegwerfgesellschaft.

Die Bilder des Künstlers, bisweilen collagengleich, leben - kein Zweifel - von den Farben. Und immer wieder scheinen Himmel und Horizont zu verschwlmmen. Objekte wie etwa ein Auto, Äpfel, Streichholzschachteln oder Melonen beherrschen zuweilen den Raum, werden fast aufdringlich persönlich. Ein menschenleerer Strand ist auf einem Bild sichtbar, wolkenloser Himmel, doch dass „Unglück“ naht: die Welle, dle scheinbar naturgetreu den Strand umspült, erweist sich als riesige Öllache. Das ganze trägt den Titel „Es gibt viel zu tun. ..“.

Auch dies eine Stilrichtung? Kunst-Betrachter Peter Merck aus Gießen, der eine Einführung während der Vernissage gab, sah es so: „Vokabeln wie surreal oder phantastisch fallen mir ein.“ Doch - und davor warnte der Universitätsstädter - Heckmann kann man nicht in eine Schublade stecken. Das Oeuvre schlage dem Betrachter immer wieder ein Schnippchen.

Schließlich machte sich Merck Gedanken von Ernst Fischer aus Kunst und Koexistenz zu eigen, um Heckmanns Richtung zu deuten: in der Welt der technischen Revolution zeigt ein Schrumpfprozess der Phantasie sowohl des Vermögens, sich das Wlrkliche vorzustellen, als auch der Fähigkeit, das Mögliche vorwegzunehmem. Es geht nicht darum, Logos, Vernunft und Wissenschaft preiszugeben, sondern im Gegenteil sie durch Phantasie zu ergänzen.“

Fazit: Walter Heckmanns Bilder zeigen keine Lösungen, sind vielmehr Auslöser, um Probleme deutlich zu machen.
ro