Presse: Übersicht
- Böse Märchen oder ironische Kritik ? -

Wetterauer Zeitung, 28. Mai 1980
 
Die Galerie »Isi« in Bad Nauheim zeigt in einer neuen Ausstellung Werke von Walter Heckmann
Mit niveauvollen Ausstellungen hat sich Jngrid Dickmann als Galeristin einen Namen in der Kunstszene gemacht. Viele prominente Kreative, Maler und Grafiker, waren im Laufe der Jahre in der Galerie “Isi“ unter den Kolonnaden präsent. Mit Walter Heckmann, steht wieder eine eigenwillige Person zur Diskussion.

»Malerisch« ist die Handschrift des Künstlers. Bevorzugtes Thema ist die Landschaft, aber nicht als schönes Abbild der Natur. »Er irritiert den Betrachter, indem er malerisch die Leinwand zerstört, Löcher reißt, Durchblicke auf mehrere Realitätsebenen aufbaut, « charakterisierte Peter Merck, Kunsterzieher aus Gießen, das Werk des Individualisten.

Bemerkenswert das Kolorit. Meist maritime Farben, Blau und Grün in den subtilsten Abstufungen, bilden den Fond, in dem Himmel und Horizont zu verschwimmen scheinen. Objekte wie Autos, Äpfel, Melonen und Streichholzschachteln werden nahe an den Betrachter gerückt, entwickeln eine seltsame Personalität und erfüllen den schweigenden Raum mit ihrer bedrängenden Gegenwart.

Auf den ersten Blick sind es problemlose Bilder, schön, unverbindlich, offen und heiter. Ein fast wolkenloser Himmel über einem menschenleeren Strand erinnert an Urlaub. Beim näheren Hinsehen zerfällt die Idylle. Die Welle wird zu einer riesigen Öllache, Strandgut zerstört den weißen Strand. Autowracks, eine Uhr, die abgelaufen ist, üben ironische Kritik an gedankenloser Nachlässigkeit und gesellschaftlicher Gleichgültigkeit.

Ästhetik und gedankliche Tiefe charakterisieren das Werk dieses Künstlers, der sich keiner Stilrichtung zuordnen lässt. Peter Merck: »Wir sehen ganz realistisch gemalte Objekte. Doch in der Brechung der Realität wird die Interpretation erneut ad absurdum geführt.«