Presse: Übersicht
- Amüsante Wechselwirkung von Wort und Bild -

Autor H.Heckmann interpretiert den Maler W.Heckmann

Zur Ausstellung Walter Heckmann bei Galerie Böhler, Bensheim
Odenwälder Zeitung vom 14.05.81
 
Für seine 50. Ausstellung moderner Kunst hatte sich die Galerie und Buchhandlung Wolfgang Böhler in Bensheim etwas Besonderes einfallen lassen. Fasziniert von der Namensgleichheit zweier erfolgreicher Künstler kombinierte Böhler eine Ausstellungseröffnung mit einer Dichterlesung. Das Interesse war sehr groß, und in den Räumen trat sich das zahlreich erschienene Publikum förmlich auf die Füße.

Der Maler Walter Heckmann beschäftigt sich mit der Landschaft die, obwohl menschenleer, doch Spuren der Verwüstung durch den Menschen trägt. Er ist ein „Umwelt-Maler der Gegenwart, ohne belehrend wirken zu wollen, und seine Kritik, hintergründig, ironisierend, ist niemals aggressiv. In sanften, satten Farben zeigt er vegetationslose Wüstenflächen, belebt von Gütern unserer Wegwerfgesellschaft, Autowracks, Blechdosen. Dominierend ein Bild das immer wieder in seiner ästhetischen Schönheit die Augen auf sich zieht. Drei scheinbar achtlos dahingestreute Rosen im Sand, im Hintergrund wie durch Nebel verhüllt die Umrisse sandfarbener Berge und darüber ein undurchsichtiger Himmel. „Ultima Tierra.’ Heißt der Titel. Oder Inbesitznahme“, eine aufgehende Sonne über einer noch grünen Landschaft. Interessant auch die „Nymphe“, ein zerbrochener Frauentorso über üppig wucherndem Unkraut, das ihn zu verschlingen droht.

Was da auf seinen Bildern grünt, ist nichts Erfreuliches, sondern hat eher einen Schlingpflanzencharakter. Auffallen ist die so überaus plastische Darstellung, so intensiv und lebendig, dass man glaubt die Gegenstände mit der Hand greifen zu können. Heckmann fand von der Bildhauerei zur Malerei und drückt seine Anliegen als Seher und Mahner in Ölbildern, Gouachen, Lithographien und Zeichnungen aus. Eine humane Umwelt zu bewahren, nicht alles zu zerstören, könnte man als Appell aus seinen Werken herauslesen.

Wolfgang Böhler begrüßte seine zahlreichen Gäste sehr herzlich, besonders die beiden Künstler, die beide eine Urform menschlicher Kommunikation vertreten: nämlich Bild und Wort. Anschließend gab Herbert Heckmann Anmerkungen zum Werke von Walter Heckmann, eine Art Namensvetternwirtschaft“.
Landschaft soll kein idyllischer Schmollwinkel, keine Kulisse für Freizeitgestaltung sein. Es gehört Mut dazu sich der Realität künstlerisch zu stellen. W. Heckmann will die Konfrontation mit der Szenerie, er liebt die Welt und kennt das Glück der Sinnlichkeit aber auch die Trauer über die Zerstörung der Natur, an deren Rande noch Schönheit wuchert.

Um bei dem Thema der Bilder zu bleiben, las Herbert Heckmann nach einer erholsamen Pause aus „dichterische Flora“ oder „wer die Nachtigall trapsen hört“. Eine gewisse Bosheit, zu der er, wie er augenzwinkernd meinte, besonders des Abends neigt ist eigentlich aus den meisten seiner Werke herauszuhören aber nicht verletzend, sondern hintergründig mit fein versteckten Ironiepfeilspitzen. So zeigte er aus der Sicht des Gartenfreundes allzu menschliche Situationen, Ein- und Ansichten, denn „das ins Unkraut Schießen der Gedanken führt oft zu blühendem Unsinn“. Weiter sinnierte er über die literarischen Pflanzen die auf dem modernen Nährboden geradezu prächtig gedeihen. Amüsante und boshafte Geistesblitze widmete er der „Horst-Krüger-Winde“ oder gar dem „Wiesenböll“, dessen Blätter in Schwarzerde nur zu gern rötliche Punkte annehmen. Auch über die „Simmelblume“, die selbst den Käse haltbarer macht wusste er die passenden Vergleiche zu finden, ganz zu schweigen von der„ Seelenrinse“ der heiligen Johanna der Gemeindeplätze oder dem „Handtkerl“.
Das Publikum ging begeistert mit und reagierte mit herzlichem Lachen auf seine originelle „Blütenlehre“. Es war eine sehr gelungene Ausstellungseröffnung, die jeder mit leisem Schmunzeln verließ.